Zwei Meere – Eine Februar-Tour in Dänemark

Obwohl das Wetter  im Winter 2018/2019 in Deutschland stellenweise für das Motorrad nicht wirklich geeignet war, hatten wir im Norden bislang Glück – nur ein paar wenige Tage „Ausfallzeit“. Schön war vor allem, daß zu dem Zeitpunkt, als mal wieder eine Reise anstand, das Wetter mitspielte. Was lag also näher, als eine schon länger anstehende Reise zu meinem persönlichen Saisonstart à la „Zwei Meere – Eine Februar-Tour in Dänemark“ zu erklären.

Dänemark mit Motorrad hatte ich leider noch nicht und das Land war ein bislang wenig beachteter Eintrag in meinem persönlichen Roadbook. Ich kenne zwar die Vorurteile im Sinne „alles platt dort“, wollte dies nun endlich aber mal soweit wie in der kurzen Zeit möglich selbst erkunden. Die selbst gesetzten Tourregeln waren einfach: soweit irgend machbar keine Autobahn in Dänemark, wenn möglich ein paar Kurven (zur Not auch mal im Landesinneren) und grade in diesem besonderen Fall der Versuch, Küstenabschnitte von Nord- und Ostsee in kürzester Zeit zumindest teilweise zu erkunden. Damit stand fest, An- und Abreise bis zur Grenze zeitsparend über die Autobahn A 7 und der Start der eigentlichen Tour sollte dann beim Bikertreff „Annies Kiosk“ erfolgen, der unmittelbar an der Flensburger Förde liegt und sogar einen eigenen, durchaus sehr lesenswerten Eintrag in Wikipedia aufweisen kann.

Gesamtstrecke: 752.31 km
Maximale Höhe: 108 m
Minimale Höhe: -2 m
Gesamtanstieg: 3198 m
Gesamtabstieg: -3259 m
Download file: Danmark_total_elevation.gpx

 

Süddänemark und Mitteljütland zur Einstimmung

Nach einer langweiligen und angesichts des frühen Tages noch etwas kühlen Anreise sowie einer kurzen Aufwärmpause bei Annies Kiosk in Sønderhav, inklusive Hot Dog und Blick auf die Flensburger Förde sowie die Ochseninseln (Okseøer), folgte nun der endgültige Start zur „Zwei Meere – Eine Februar-Tour in Dänemark“. Los ging es zunächst über die 170 nach Sønder Hostrup und Styrt-Om sowie durch Aabenraa Richtung Norden. Vom Wasser war noch wenig zu sehen und auch das Wetter war noch ziemlich grau.

Ab Haderlev wurde es peu à peu interessanter: die Wolken wurden erst heller, dann weniger und bei Hejlsminde kam ich auch endlich der Ostsee näher. Jedoch nur, um mich kurz danach wieder von ihr zu trennen. Bei meiner Routenplanung hatte ich ein paar kleinere, bei Motorradfahrern beliebte Straßen in Dänemark sowie vor allem die Margeritenroute berücksichtigt. Die Margeritenroute wurde zum  50. Geburtstages der dänischen Königin Margrethe II. realisiert, umfaßt 3.540 km auf kleinen, teilweise kleinsten Straßen in landschaftlich sehr reizvollen Gebieten in ganz Dänemark. Darüber hinaus werden über 1.000 kulturelle Sehenswürdigkeiten oder Naturschönheiten angesteuert. Im Februar ist es zwar noch etwas trist, jedoch an vielen Stellen ist zu erahnen, wie schön es im Sommer sein muss.

Margeritenroute

Zunächst ging es daher wieder weg von der Küste und über Kolding, Fredericia weiter nach Vejle; nicht jedoch ohne immer mal wieder dem Wasser näher zu kommen. Hinter Vejle zielte ich dann auf eine Region bei Ry und Silkeborg, die ich von Tourenbeschreibungen anderer Motorradfahrer kannte. Tatsächlich sind hier sogar ein paar Kurven vorhanden.

Aber nur das Landesinnere war nun auch nicht, was ich wollte. Schließlich lautete mein selbst gesetztes Thema „Zwei Meere – Eine Februar-Tour in Dänemark“. Folgerichtig sollte die Strecke nun stracks nach Osten führen. Dafür mußte die 46 herhalten. Sie ist nahezu grade und fahrerisch daher nicht herausfordernd. Aber dafür erreichten die CB und ich zuerst die Region um die Stadt Randers und folgten dem Randers Fjord, der sich über 30 km bis zum Kattegat zwischen Dänemark und Schweden erstreckt, bzw. dem ihn umgebenden Naturentwicklungspark bis nach Udbyhøj. Dort sollte uns Dänemarks einzige Kabelfähre (Udbyhøj Kabelfærge) übersetzen. Die Fahrt auf der Fähre mit der CB und mir als einzige Gäste bei Eintreten der Abenddämmerung war trotz der kurzen Dauer stimmungsvoll.

 

Ost-Küstentouring in Nordjütland

Auf der anderen Seite angekommen führten einige wenige Kilometer zunächst nach Hadsund zwecks Überquerung des Mariager Fjord und damit nach Nordjütland. Es wurde zwar nun ziemlich schnell dunkel, aber etwas Ostsee wollte ich noch genießen und bin über die 541 parallel zum Kattegat durch das FHH-Schutzgebiet (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie 92/43/EWG) Lille Vildmose gefahren. Lille Vildmose ist mit seinen über 2.000 Hektar das größte Hochmoorareal der nordeuropäischen Laubwaldzone.

Den Abend (und die nächsten Tage) konnte / musste ich dann in Aalborg verbringen. Dabei möchte ich der viertgrößten Stadt Dänemarks aber kein Unrecht tun, denn mit dem Uferviertel am Limfjord, diversen kulturellen Einrichtungen und wiederbelebten Industriegebäuden hat sie so einiges zu bieten. Jedenfalls hatte ich eine angenehme Zeit in dem ehemaligen Kraftwerk und heutigem Kulturzentrum Nordkraft, u.a. in den Kedelhallen. Übernachtet habe ich im Hotel Scandic Aalborg Øst.

Nordkraft

 

An der Nordseeküste von Nord- und Mitteljütland

So richtig stimmig wurde es dann nach dem Aufenthalt in Aalborg.  Zunächst ging es „nur“ durch Nordjütland Richtung Nordsee, aber die Tour wurde touristisch immer besser und auch das Wasser war zumindest teilweise sichtbar.

Die ersten Stunden waren vom Sund Limfjord zwischen den Halbinseln Jütland und Vendsyssel-Thy geprägt. Die erste Etappe entlang des Limfjordes führte zum Nibe Bredning, einem Nebenarm, und bot sofort die ersten Möglichkeiten für Fotostopps sowie einen Hinweis auf den weiteren, gelungenen Tagesablauf. Beeindruckend ist, das am Ufer nicht der Eindruck entsteht, nur einen Sund vor sich zu haben.

Über die 567 ging es vorbei an Sebbersund und Aggersund auf die nördliche Seite des Sundes und damit auf Dänemarks zweitgrößte Insel Vendsyssel-Thy, die noch bis zur Februarflut 1825 noch mit dem Festland verbunden war. Hier hatte ich die Chance erst am nördlichen Ufer des Limfjordes, später in einer schönen Überlandtour (mit windschiefen Bäumen und mehr Kurven als gedacht) von Øsløs über Østerild nach Hanstholm und damit zum Skagerrak zu fahren. Dieses ist jedoch leider nicht nur durch seine Verbindung zum Kattegat und seine Naturschönheiten bekannt, sondern leider auch durch die größte Seeschlacht des ersten Weltkrieges (Skagerrakschlacht) und die massenhafte Versenkung von Chemiewaffen nach dem zweiten Weltkrieg.

Mit der Ankunft an der Nordsee begann nun die zweite und längste Etappe des Tages. Nach einem kurzen Stopp bei der Festungsanlage Hanstholm führte der Weg in den
Nationalpark Thy. Unglaublich wie einsam die Straße, die Dünen und der Strand im Februar sein können – und das bei besten Wetter. Trotz der grade zu dieser Zeit sehr schönen Landschaft musste aber auch ein Abstecher zum Ort Klitmøller sein, den ich bislang nur dem Namen nach aus dem sehenswerten Roadmovie „Hemi Ride · KØNIGREICH KLITMØLLER“ kannte.

Bei der Planung von „Zwei Meere – Eine Februar-Tour in Dänemark“ hatte ich mir vorgenommen, den Strand dort zumindest per pedes näher anzuschauen. Der Ort ist im Februar ziemlich beschaulich, im Sommer jedoch wahrscheinlich hoffnungslos überlaufen. Ich hatte jedenfalls einen Parkplatz direkt am Strand neben einem alten Fischerboot. Auch wenn dieses nicht sonderlich groß ist, verschwindet die CB im direkten Vergleich dann doch nahezu aber auf Bild unten. Auf eine Fahrt auf dem Strand und durch das Salzwasser habe ich aber dann doch verzichtet – mir war die Unterhaltung mit meiner Honda-Werkstatt noch zu sehr im Ohr, die mit einem anderen Kunden ernsthafte Diskussionen über die Garantiebedingungen im Kontext der Korrosion des Kabelbaums bei einer wenige Monate alten Africa Twin nach diversen „Tauchversuchen“ in der Ostsee führte…..

Klitmøller, Fischerboot

Die weitere Strecke durch den Nationalpark war zwar zunächst weiter von der Nordsee entfernt, aber dennoch ganz nett und vor allem absolut verkehrsarm. Zunächst über 181 bis Svankær um dann über eine Nebenstrecke zwischen den beiden Flachwasserseen Flade Sø und Ørum Sø „durchzutauchen“. Erstgenannter ist weniger als 100m von der Nordsee getrennt. Die Gegend ist daher auch sehr starke Winde gekennzeichnet, was die doch auffallend windschiefen Bäume auf dem letzten Bild auch eindrucksvoll dokumentieren.

In der Nähe von Agger trafen wir dann wieder die 181, die uns als Aggervej an Krik Vig vorbei über eine schmale Straße mit beidseitigen Wasserflächen führte. Die Strecke ist absolut kurvenlos, wie mit dem Lineal gezogen, aber dort der Sonne entgegen zu fahren hat auch was 🙂

Mit der Fähre wurde dann nach Thyborøn übergesetzt. Die Fähre fährt zwar stündlich und ich hatte nichts vorgeplant, aber die kurze Wartezeit konnte ich mir dann ganz gut mit der weiteren Tourenplanung vertreiben. Vorbei ging es dann an Rønland und den dortigen Windparks ins Landesinnere Richtung Hove, um dann mich wieder weiter westlich über die 181 Richtung Nordsee. Ziel war die Nehrung Holmsland Klit, die die Nordsee vom Ringkøbing Fjord trennt, der wiederum der größte Küstensee Dänemarks ist.

Die relativ einsame Strecke zwischen Nordsee und Fjord, häufig eingesäumt von netten Dünen, kann ich außerhalb der Hauptsaison nur empfehlen. Allerdings ist auf losen Sand auf der Straße unbedingt zu achten.

 

Abschied von den zwei Meeren

Mit der Ende des Holmsland Klit stand nun aber leider auch der Abschied von der Küste auf dem Programm.  Ich hatte mir bis hierhin durchaus Zeit gelassen, wollte noch auf Landstraßen bis zur Grenze und hatte dann noch weitere 170 km bis nach Hause vor mir. Die Hafenstadt Esbjerg mußte ich daher rechts liegen lassen und weiter über die 181 bis nach Ribe sowie von dort über die 11 nach Tønder und weiter bis zur Grenze fahren.

Einen Schatten bei der Tour gab es jedoch. Auf der Strecke an der Nordsee hat bereits nach kurzer Zeit der Simmerring am rechten Standrohr das Zeitliche gesegnet … und ich sollte ab diesem Zeitpunkt noch über 400 km fahren. Ich hatte mich sowieso schon gefragt, wann so etwas passiert, auch wenn ich von meiner CB 1100 EX  hinsichtlich Verlässlichkeit und Dauerhaltbarkeit extrem verwöhnt bin. Nach einer kurzen Inspektion auf freier Strecke bin ich mit dem Defekt bis nach Hause gefahren. Allerdings war nachher fast kein Öl mehr in der Gabel und dafür der Bremskolben „gut gefettet“. 🙂

Zumindest konnte ich mir aber noch den Sonnenuntergang und einen gemütlichen Fotostopp vor der finalen Heimreise nahe der deutsch-dänischen Grenze gönnen.


Trotz allem (Wolken, Temperatur, Simmerringe, …):

Zwei Meere – Eine Februar-Tour in Dänemark war ein rundum gelungener Einstieg in die neue Motorradsaison 2019, auch wenn die Anzahl der Höhenmeter (bei minimal -1 m und maximal 108 m immerhin jeweils über 3.000 m An- und Abstieg insgesamt) sowie die Kurvendichte vergleichsweise gering waren. Auch meiner leichter Sonnenbrand mitten im Februar mutete etwas seltsam an. Touristisch war es jedenfalls äußerst interessant. Wenn der Rest des Jahres ähnlich wird, werde ich noch sehr viel Spaß haben 🙂

 

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