Motorradtransporte

Motorradtransporte in die attraktiven (Urlaubs)-Regionen, insbesondere zur Verkürzung der Anreisedauer, sind ein immer wieder intensiv diskutiertes Thema. Ich selbst habe schon Motorradtransporte genutzt, um im März winterlichen Temperaturen in Deutschland weitgehend auszuweichen und dafür im Süden das bereits gute Motorradwetter länger zu genießen (z.B. Balkan im März 2016) oder An-/Abreisen zu/von längeren Touren verkürzen zu können (z.B. Kroatien im April 2017 sowie Russland & Baltikum im Sommer 2016).

Ich kenne aber auch viele Fahrer, die über Nutzen und Bedingungen der einzelnen Angebote verunsichert sind. Zugleich unterliegen die Angebote einem stetigen Wandel, wie zum Beispiel die Einstellungen der Reisezüge durch die Deutsche Bahn und deren Übernahme durch die ÖBB und private Anbieter zeigt. Daher möchte ich hier mal einige Optionen wie Autoreisezug, Fähren, Transportunternehmen / Speditionen, Mitfahrgelegenheiten und Leihtransporter aufzeigen. Weiter unten sind dann noch ein paar kurze Hinweise für das richtige Verzurren des Motorrades.

Autoreisezug

Der Autoreisezug war lange Zeit eine gern genutzte Möglichkeit, um mit dem Kfz in die Alpen zu fahren. Eine Übersicht über die Verbindungen wurden u.a. im Tourenfahrer Heft 3/2020 veröffentlicht. Leider hat die Deutsche Bahn ihr Angebot aufgrund (angeblicher) Defizite und eines hohen Investitionsbedarf eingestellt. In die Bresche gesprungen sind die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) mit dem Angebot Nightjet Auto & Motorrad. Allerdings wurde das ursprüngliche Angebot zum Jahreswechsel 2017/2018 leicht ausgedünnt und die Strecke Düsseldorf – Wien gestrichen.

Angeboten für Österreich und Italien werden derzeit

  • Hamburg – Wien
  • Düsseldorf – Innsbruck
  • Wien – Verona
  • Wien – Livorno
  • Graz – Feldkirch
  • Villach – Feldkirch
  • Wien – Feldkirch

Bei meiner Balkanreise 2016 habe ich für die damals noch angebotene Strecke Düsseldorf – Wien 45 Euro für die Maschine, 44 Euro für mich bezahlt. Dazu kommt dann je nach Gusto noch Sitz-, Liege- oder Bettplatz. Preislich fand ich das akzeptabel. Nahezu identisch war der Preis für die Strecke Hamburg – Wien, die ich 2017 genutzt habe.

Abfahrt war jeweils abends in Düsseldorf oder Hamburg und nach einer gemütlichen Nacht mit ein paar Bier und netten Gesprächen mit anderen Bikern war ich pünktlich nach dem Frühstück am nächsten Morgen in Wien und konnte am selben Tag noch an die Adria-Küste in Kroatien fahren.

Der Komfort der Züge ist auch ok. Es gibt zwar neue und alte Wagen, aber zu ertragen sind sie alle. Ich selbst präferiere die alten Wagen aufgrund des höheren Platzangebotes.

Motorradtransporte mit dem Autoreisezug

Motorradtransporte mit dem Autoreisezug

Zusätzlich zu der ÖBB gibt es aber noch eine Reihe privater Anbieter, die auch andere Zugrelationen u.a. für Motorradtransporte organisiert haben und zum Teil sogar noch betreiben. Mit diesem habe ich aber keine eigenen Erfahrungen.

Leider eingestellt wurde mit dem Jahr 2018 das (nicht immer günstige) und im Netz noch oft diskutierte Angebot der Euro-Express Sonderzüge GmbH & Co. KG . Es fahren keine Züge auf der Relation

  • Düsseldorf – Verona (eingestellt)

Die BahnTouristikExpress GmbH bietet dafür seit einigen Jahren erfolgreich die Verbindung

  • Hamburg – Lörrach

an. Die Züge fahren allerdings außerhalb der Saison nur einmal pro Woche, in der Hauptsaison bis zu viermal pro Woche. Die Preise liegen (für das Motorrad) im Bereich 99 Euro – 159 Euro.

Ein anderer Anbieter ist Urlaubs-Express (auch Train4you), der im Sommer folgende Verbindungen

  • Hamburg – Verona
  • Hamburg – Villach
  • Hamburg – München (als einzige ganzjährig)
  • Hamburg – Innsbruck
  • Düsseldorf – Verona
  • Düsseldorf – Villach

anbietet. Die meisten Verbindungen werden nur einmal pro Woche bedient.

Aber auch außerhalb der Region Deutschland – Österreich – Italien werden Verbindungen angeboten. So gibt es beispielsweise in Finnland Verbindungen in Richtung Nordkap

  • Helsinki Pasila – Rovaniemi
  • Turku – Rovaniemi

sowie darüber hinaus auch weitere Verbindungen u.a. Richtung Kolari, Tampere, Turku, Oulu, etc. von der VR-Yhtymä Oy bzw. VR Group, die aus der finnischen Staatsbahn hervorgegangen ist.

Zwischen Tschechien und der Slowakei gibt es einen Autoreisezug der Tschechischen Bahnen auf der Strecke

  • Prag – Košice
  • Prag – Humenné
  • Prag – Poprad-Tati

sowie mit dem motorail-Angebot der ZSSK Slovakrail

  • Bratislava – Humenné

In Kroatien wird von der kroatischen Eisenbahn die Strecke

  • Zagreb – Split

bedient. Eine weitere Verbindung wird von der Optima Tours GmbH in die Türkei auf der Strecke

  • Villach – Edirne

betrieben. Allerdings ist die Fahrzeit mit 31 Stunden nicht besonders kurz.

Und bei unseren westlichen Nachbarn hat beispielsweise die SNCF in Frankreich mit dem AutoTrain ein überraschend umfangreiches Angebot auf den Strecken:

  • Paris – Avignon
  • Paris – Biarritz
  • Paris – Bordeaux
  • Paris – Briançon
  • Paris – Brive-la-Gaillarde
  • Paris – Fréjus
  • Paris – Lyon
  • Paris – Marseilles
  • Paris – Narbonne
  • Paris – Nice
  • Paris – Perpignan
  • Paris – Saint-Raphaël
  • Paris – Toulon
  • Paris – Toulouse

sowie zusätzlich auch einige West-Ost-Verbindungen ab Bordeaux oder Biarritz.

Eine allgemeine und nicht immer ganz vollständige Übersicht über die verschiedenen Angebote gibt es auch bei Autoreisezug-Planer.

Fähren

Eine weitere interessante Option sind Fähre, die insbesondere bei Reisen nach Großbritannien, Irland, Skandinavien, Baltikum, Russland etc. die Anreisedauer erheblich reduzieren können. Ich habe beispielsweise 2016 die Fähre nach Russland & Baltikum genutzt.

Wenn man Benzin und evtl. Übernachtungen Rechnet, ist die Fähre sogar nicht teurer. Nur Hinweg mit der Fähre von Kiel nach Litauen hat damals für das Motorrad und 2 Personen unter 50 € zzgl. je nach Gusto Ruhesessel, 4er-Kabine oder 2-Bettkabine gekostet. In Ruhesesseln ist man durchaus unter 200 Euro dort.

Bekannte Anbieter im Norden sind beispielsweise die Reederei DFDS , bei der es mit der Louis-Kundenkarte 10% Rabatt auf den regulären Fährtarif gibt :), die Tallink & Silja Line, die mit der  Louis-Kundenkarte den reinen Motorradtransport angeblich sogar kostenlos vornimmt :), und Finnlines .

Auch wenn ich versuche immer direkt bei der Reederei zu buchen (allein schon wegen der Rabatte), sind eine gute Hilfe auch die Übersichten über aktive Fährverbindungen bei den üblichen Buchungsportalen, z.B. aferry, Direct Ferries oder Ferrylines (dieses sogar mit einer praktischen Kartenansicht). Sehr umfangreich ist zudem die vierseitige Übersicht in der Zeitschrift Tourenfahrer, Heft 4/2016.

Transportunternehmen / Speditionen (LKW/Bus, Schiff, Flugzeug)

Ergänzend zu den Linienverkehren der Autozüge und Fähren gibt es noch relativ viele Anbieter für Motorradtransporte mit oder ohne Motorradfahrer per Bus, Kleintransporter / LKW, Flugzeug, Schiff etc. Diese Transportunternehmen / Speditionen bedienen teilweise ähnlich wie Autozüge und Fähren oft fixe Strecken (z.B. Bike-Shuttle), können teilweise aber auch für individuelle (Klein-)Gruppenreisen gebucht werden.

Der Markt ist relativ umfangreich, eine Liste einiger Anbieter wurde in der Zeitschrift Alpentourer im Heft 3/2017 sowie eine weitere in der Zeitschrift Tourenfahrer im Heft 3/2017 veröffentlicht. Zusätzlich kann auf der Website des Verlages eine Übersicht durch Setzen des Filters „Transporte“ generiert werden. Eine weitere Aufstellung findet sich bei der Zeitschrift MOTORRAD Heft 03/2016 sowie ziemlich aktuell in MOTORRAD Heft 11/2018.

Die Vielfalt der Angebote ist ziemlich hoch und die genannten Anbieter sind nur als Beispiele für die offerierte Bandbreite zu verstehen. So gibt es Anbieter wie 2radtransporte.de, die sich auf Transporte von/nach und innerhalb Österreichs spezialisiert haben, Bike on Board besonders für Transporte von/nach Griechenland, Italien, Spanien oder Portugal, den flexiblen Motorradreisebus für bis zu 18 Personen und max. 14 Motorräder von BST Bike-Shuttle sowie Anbieter aus dem benachbarten Ausland, welche natürlich auch von deutschen Bikern genutzt werden können, wie Motomove. Etwas anders ist das Angebot von 123Motorradreisen gelagert, die zu definierten Terminen sowohl organisierte Reisen als auch reine Motorradtransporte per LKW von Grebenstein-Udenhausen und weiteren ausgewählten Verladestellen in Deutschland u.a. nach/von Mallorca (natürlich nicht nur per LKW 😉 ), Andalusien, Sardinien, Pyrenäen, Kroatien etc. offerieren. Exemplarisch für einen Anbieter mit allen Transportwegen sei ein Anbieter hervorgehoben, der immerhin seit 1998 eine eigene Geschäftssparte für weltweite Motorradtransporte per LKW, Schiff und Flugzeug betreibt:  In Time Forwarding & Courier. Darüber hinaus gibt es noch ein kleine, aber derzeit leider noch reichlich unvollständige Liste von Transportangeboten bei Mototourismo.

Mitfahrgelegenheiten & Leihtransporter

Gut gedachte Angebote wie die Mitfahrzentrale für Biker (inkl. Motorradtransport)  „Together to Europe“ oder die Vermietung von geeigneten Transportfahrzeugen und Hängern durch Bikertransit scheinen wohl nicht mehr zu existieren. In die Bresche gesprungen ist aber ein großer Autoverleiher: Europcar bietet Transporter und LKW speziell für Motorradtransporte an. Verfügbar ist das ganze an ausgewählten Standorten in Berlin, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt, Freiburg Breisgau, Hamburg,
Kiel, München, Osnabrück, Rosenheim und Rostock.

Abschließend sei noch die Möglichkeit hingewiesen, für selbst durchgeführte Motorradtransporte Motorradanhänger zu mieten (ein entsprechendes Fahrzeug mit Anhängerkupplung vorausgesetzt). Das ist zwar keine so verbreitete Möglichkeit, aber es gibt durchaus einige private oder kommerzielle Anbieter, z.B. bei Miet24.

Verzurrung für Motorradtransporte

Bei den meisten Transportmöglichkeiten werden die Haltepunkte an den Bikes vom Fahrer definiert und auch die Laschen werden von diesem angebracht, die Fixierung am Transportmittel erfolgt durch die Mannschaft. Zusätzlich zu der (hoffentlich guten) Verzurrung achte ich immer darauf, daß das Motorrad eingefedert – aber nicht auf Block – ist, während verzurrt wird um ein Aufschaukeln zu vermeiden und arretiere zusätzlich die Vorradbremse. Dafür können Kabelbinder, Lenker-/Bremshebelschlösser oder spezielle Arretierungsbänder mit Klettverschluß genutzt werden. Ich bin mit einem einfachen, mehrfach verwendbaren Arretierungsband sehr zufrieden, das es unter anderem bei Amazon gibt. Das kann auch zur Not mal zweckentfremdet und in der Werkstatt oder zur Fixierung von kleineren Teilen eingesetzt werden.

Abschließend möchte ich noch auf zwei Videos verweisen. Die Reederei DFDS hat eine kurze Anleitung für das richtige Verzurren veröffentlicht.

Ein etwas längeres, sehr informatives Video wurde von der Zeitschrift MOTORRAD erstellt

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